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  •  | https://www.duden.de/rechtschreibung/urban
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Teil 1: Was ist Urban Music?

Teil 2: Ist Urban Music rassistisch?

Teil 3: Schwarze Musik in Deutschland

Schön, dass du den Weg auf meine Website gefunden hast. 

Hier dreht sich alles um Urban Music, Schwarze Musik und Rassismus in der Musikwelt. Deshalb gibt es vorab die ein oder andere Erläuterung:

Auf der folgenden Website schreibe ich von Schwarzen und weißen Menschen. Mit dieser Schreibweise orientiere ich mich an Tupoka Ogette, die in ihrem Buch "Exit Rascism" ebenfalls diese Schreibweise verwendet. Durch die geänderte Schreibweise wird darauf aufmerksam gemacht, dass nicht die Hautfarbe gemeint ist, sondern viel mehr das soziale Konstrukt Rassismus und die daraus entstandenen Privilegien und Ungerechtigkeiten

Außerdem gibt es zusätzlich zur Website auch eine dreiteilige YouTube-Serie. Wenn du dir also lieber die Kernaspekte kurz und knapp anhören bzw. anschauen möchtest, dann kannst du dich rechts auch durch die Videos klicken. Wenn du lieber die ausführliche Version möchtest, dann scrolle einfach nach unten und tauche ab in die Welt der Urban Music — zwischen Black Culture und Rassismusvorwürfen.

Was ist eigentlich Urban Music?

Urban Music — Ein Begriff, der in der US-amerikanischen Musikwelt fest dazu gehört und auch in Europa immer relevanter wird. Bis 2020 wurde jedes Jahr bei den Grammy Awards ein Preis in der Kategorie „Best Urban Contemporary Album“ vergeben. Auch bei vielen weiteren Musikpreisen, wie den MTV European Music Awards oder den BMI Awards, gab oder gibt es die Kategorie „Urban Music“. Bei den Urban Music Awards, die auf verschiedenen Kontinenten verliehen werden, dreht sich sogar alles ausschließlich um Urban Music.

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Vor allem in den USA ist das ein geläufiger Begriff, aber in Deutschland sieht das anders aus, oder? Wissen die Karlsruher, was der Begriff "Urban Music" bedeutet und welche Musik man darunter versteht?





Es gibt zwei Möglichkeiten, um den Begriff Urban Music zu definieren:

Der musikalische Ansatz: Welche Genres gehören zum Begriff "Urban Music"? Welche Musiker:innen machen Urban Music?

Der sprachliche Aspekt: Woher kommt die Bezeichnung "Urban Music"? Wie hat sich die Bedeutung verändert und der Musik angepasst?

Der musikalische Aspekt

Der Begriff "Urban Music" wird heutzutage als Überbegriff für Musik verwendet, die vor allem von der afroamerikanischen Musik beeinflusst ist.

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Musikalisch klingt Urban Music dann zum Beispiel so: Ein aktueller Song von Drake zusammen mit 21 Savage, der sich stark an urbanen Hip-Hop-Beats orientiert.

Der sprachliche Aspekt

Der Bezeichnung „urban“ stammt laut Duden ursprünglich vom lateinischen „urbanus“, was so viel bedeutet wie zu einer Stadt gehörend. Daher wird der Begriff urban häufig verwendet, um eine städtisch geprägte Umgebung, vor allem in Großstädten, zu bezeichnen. Allerdings steckt hinter „urban" auch ein wichtiger Abschnitt der US-amerikanischen Geschichte, der untrennbar mit der Musikgeschichte verknüpft ist.

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Wie ist der Begriff "urban" in die Musik gekommen?

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Urban Music hat mehrere Jahrzehnte der Entwicklung hinter sich. Nicht nur musikalisch, sondern auch in der Begriffsbedeutung und Konnotation: von einer empowernden Selbstbezeichnung zu einer problematischen Fremdbezeichnung.

"Give you the best I got" von Anita Baker

Anfangs ist der Begriff "Urban Contemporary" eine selbstgewählte Bezeichnung der afroamerikanischen Community. Der Schwarze Radio-DJ Frankie Crocker verwendete den Begriff 1971 erstmals für seinen ganz bestimmten Musikmix im Radio. Musik von Schwarzen Menschen für Schwarze Menschen.

Urban Contemporary Radiosendungen werden immer populärer und ebenen Musiker:innen wie Anita Baker und Luther Vandross sogar den Weg in die weiß dominierten Pop-Charts.

"Never too much" von Luther Vandross



Weil Schwarze Musik immer erfolgreicher und lukrativer wird, übernimmt die Musikindustrie den Begriff und reißt ihn aus dem Kontext des US-amerikanischen Radios. Verkürzt zu „Urban Music“ wird diese Bezeichnung fortan meist verwendet, um Musik von Schwarzen Musiker:innen zu beschreiben, unabhängig vom musikalischen Genre.

"Love the way you lie" von Eminem ft. Rihanna

"You had me" von Joss Stone

In den 90er und frühen 2000er Jahren ist die Hochzeit der Urban Contemporary Music, auch in den Pop-Charts. Urban Music wird zum einen kommerziell sehr erfolgreich, zum anderen gibt es vermehrte Crossover-Songs aus Hip-Hop und R&B, die besonders massentauglich sind. So dehnt sich der Begriff "Urban Music" weiter aus.



Immer wieder kommt es zu Diskussionen in der Musikbranche, zum Beispiel auch als Joss Stone, eine weiße Sängerin, bei den Brit Awards 2005 in der Kategorie "British Urban Act" gewinnt. Urban Music ist doch nur etwas für Schwarze Musiker:innen, oder?

Seit den späten 2000er Jahren ist Urban Music weniger relevant. Electronic Dance Music (kurz: EDM) bestimmt die Pop-Charts und verdrängt R&B, Soul und Hip-Hop vorerst. 

Seit Ende der 2010er Jahre gibt es vermehrt Vorwürfe aus der Schwarzen Community, dass der Begriff Urban Music rassistisch sei und sich Schwarze Musiker:innen nicht von dem Begriff repräsentiert fühlen.

Wenn du mehr zu dieser Diskussion erfahren möchtest, springe direkt zu Kapitel 3 "Ist Urban Music rassistisch?".

Die Geschichte der Black Music

Die Entwicklung unserer aktuellen Popmusik wäre ohne die Sklaverei nur schwer möglich gewesen. Das klingt erstmal komisch, stimmt aber. Durch den unfreiwilligen Export verschiedener afrikanischer Kulturen, konnte sich eine vielschichtige afroamerikanische Kultur bilden — besonders im Hinblick auf die Musik. Diese afroamerikanische Musik, oder auch Black Music, die sich vom 17. bis ins 20. Jahrhundert entwickelt hat, ist die Grundlage für unsere aktuelle Popmusik.

"This Old Hammer" von John Henry Adams ist einer der bekanntesten Worksongs.

Worksongs

"Long John" hat seinen Ursprung wahrscheinlich in Westafrika.

Menschen aus Afrika, vor allem aus Ghana, Benin, Togo, Nigeria, Angola und Zaire werden seit dem 17. Jahrhundert nach Nord- und Südamerika und auch nach Europa verschleppt. Dort müssen sie als Sklaven unter menschenunwürdigen Bedingungen den weißen Menschen, vor allem im Süden der USA, dienen. Um sich von dem Leid abzulenken und ihre Arbeit zu erleichtern, singen die Menschen sogenannte Worksongs und Field-Holler. Sie sind die älteste Form der Black Music und gehen auf afrikanische Ursprünge zurück. Ein typisches Element ist das Call & Response Prinzip, das sich in fast allen Worksongs wiederfindet: Ein Vorsänger gibt eine kurze Melodie vor und alle anderen antworten im Chor.

"Wade in the water"

"Nobody knows the trouble I've seen"

Negro-Spirituals

Zeitgleich entstehen in afroamerikanischen Gemeinden Negro-Spirituals. Sie orientieren sich an evangelischen Kirchenmelodien, sind aber im Rhythmus und Text abgewandelt. Oft verstecken sich Codes in den Texten, die anderen zur Flucht verhelfen sollen. So auch in dem bekannten Negro-Spiritual „Wade in the water“, das eigentlich von der Moses Geschichte im Alten Testament der Bibel erzählt. Der versteckte Code: Eine Flucht durch Wasser, um Spürhunden zu entgehen.

Nach Abschaffung der Sklaverei 1862 werden Negro-Spirituals durch Sängergruppen, wie zum Beispiel "The Fisk Jubilee Singers" auch im Norden der USA und international bekannt.

"Amazing Grace" gesungen von Mahalia Jackson

Gospel

"Stand by me" von Charles Albert Tindley

Im 19. Jahrhundert entsteht in den afroamerikanischen Gemeinden die Gospelmusik. Prägend dafür sind vor allem die Negro-Spirituals und die emotionale und abschnittsweise gesungene Auslegung des Evangeliums durch Prediger in den Gemeinden. Wichtige Merkmale aus den afrikanischen Kulturen, wie das Call & Response Prinzip werden beibehalten und ergänzt durch Spontanität und Improvisation für zum Beispiel neue Textstrophen oder Gebete. Thematisch ist die Gospelmusik nicht nur am Evangelium orientiert, sondern geht auch auf das Alltagsleben der Gläubigen ein.

Black Water Blues - Bessie Smith

Blues

Rolling Stone (Catfish Blues) - Muddy Waters

Nach Befreiung der Sklaven 1862 entsteht die erste Unterhaltungsmusik der Schwarzen Bevölkerung in Amerika: Der Blues. Dieser verknüpft die Worksongs, Spirituals und die Gospelmusik. Meistens geht es um alltägliche Themen und um die enttäuschten Erwartungen nach dem Ende der Sklaverei. Musikalisch basiert der Blues auf dem Bluesschema: Eine harmonisch festgelegt und sich wiederholende Akkordfolge, die oft 12 Takte umfasst, aber auch in kürzeren und ausgeprägteren Varianten verwendet wird. Über diese Akkordfolgen legen sich Melodien, die sowohl vom Call & Response Prinzip der Worksongs, als auch von der Spontanität des Gospels beeinflusst sind. Wichtig ist die Improvisation, die immer wieder neue Melodien hervorbringt, und das Off-Beat-Timing.

Bis in die Mitte des 20. Jahrhundert war der Blues die Musik der benachteiligten Schwarzen Unterschicht in Amerika, vor allem im Süden. Erst seit den 1920er Jahren erreicht der Blues langsam das Massenpublikum, zum Beispiel durch Musiker:innen wie Bessie Smith oder Muddy Waters.

"At the Jazz Band Ball" gespielt von Bix Beiderbecke and his Gang

Jazz

"Tiger Rag" von Nick LaRocca und der Original Dixieland Jazz Band

Anfang des 20. Jahrhunderts entsteht in New Orleans der Jazz als erste interkulturelle Musik, die europäische und afrikanische Musik direkt verknüpft. Europäische Elemente sind zum Beispiel die Blasinstrumente, die Takteinteilungen und die Akkordfolgen in typischer Kadenz-Harmonik. Afrikanische Elemente sind dagegen die rhythmischen Eigenheiten, wie der Offbeat, und auch die Improvisationen und Spontanität aus dem Blues.

Anders als der Blues ist der Jazz keine Musikrichtung der Unterdrückten. In New Orleans gab es nach Ende der Sklaverei kaum Rassentrennung, weshalb alle Bevölkerungsgruppen bei der Entwicklung des Jazz beteiligt waren und sich die europäischen und afrikanischen Merkmale verbinden. Außerdem ist der Jazz der erste Stil der afroamerikanischen Musik, der international erfolgreich ist.

Das Original: "Roll over Beethoven" von Chuck Berry

Rhythm and Blues

Das Cover: "Roll over Beethoven" von Jerry Lee Lewis

In den 1940er Jahren entwickelt sich der Rhythm and Blues als neue Tanz- und Unterhaltungsmusik der Schwarzen Bevölkerung. Dabei handelt es sich, wie der Name schon vermuten lässt, um eine rhythmisch betonte und härter gespielte Version des Blues.

Rhythm and Blues ist die erste Schwarze Musikrichtung, die auch von weißem Publikum gehört wird. Durch den großen Erfolg beginnen weiße Musiker Songs von Schwarzen Musikern in einer textlich entschärften und meist softeren Version zu covern und waren damit kommerziell oft erfolgreicher. Trotzdem sind viele der prägenden Rhythm and Blues Musiker Schwarz, so zum Beispiel auch Chuck Berry.

Soul

Stax Soul: "Respect" von Otis Redding

Parallel zum Rhythm and Blues entwickelt sich der Soul. Die Basis dafür bildet die Gospelmusik mit ihrer Leidenschaft und Ausdrucksstärke. Diese wird kombiniert mit dem Groove des Rhythm and Blues und dem instrumentalen Ausdruck des Jazz. Das heißt: Das Tempo wird angezogen, die Texte behandeln weltliche Themen, in der Besetzung können auch Blasinstrumente auftauchen und es herrscht allgemein eine treibende Energie.



Motown Soul: "Sexual Healing" von Marvin Gaye



In den 1960er Jahren wächst das Interesse der weißen Bevölkerung am Soul und es bilden sich zwei große Labels für Soulmusik heraus: Motown Records und Stax. Während das Label Stax den Schwarzen ursprünglichen Soul produziert, ist Motown Records eine regelrechte Hit-Fabrik. Der Sound wird an den Massengeschmack angepasst und bewusst für ein weißes Publikum ausgelegt.

"Get on the good foot" von James Brown

Funk

"Give up the Funk" von Parliament

Mit Anfang der 1970er Jahre entstehen zwei weitere Musikrichtungen, die wichtig für die Entwicklung der afroamerikanischen Musik sind: Funk und Disco.

Der Funk ist eine Weiterentwicklung des Soul in einer zielstrebigen, stark akzentuierten Version, mit nur noch wenigen Riffs. Diese Musik war vor allem bei afroamerikanischem Publikum erfolgreich.

Maßgeblich wurde der Funk von James Brown geprägt, der heute auch als Godfather des Funk bekannt ist.

"I will survive" von Gloria Gaynor

Disco

"Staying alive" von den Bee Gees

Kurz nach dem Funk entwickelt sich Disco als eine Musikrichtung, die von Anfang an auch das weiße Publikum erreicht. Das liegt zum einen an den neu entstandenen Diskotheken, in denen vor allem Disco-Musik gespielt wird, aber auch an der neuen musikalischen Gestaltung. Es kommen vermehrt synthetische elektronische Klänge zum Einsatz, zum Beispiel in Form von Rhyhtmus-Computern, die einen sogenannten „four on the floor Beat“ spielen. Aufgefüllt wird dieser Beat mit Streichinstrumenten (häufig elektronisch erzeugt) und Bläsersoli. Sound und Beat sind deutlich wichtiger als Melodik und Gesang.

In den 70er Jahren verschwimmen die Grenzen zwischen Schwarzer und weißer Musik immer mehr. Die weiße Gruppe "Bee Gees" gehört zu den erfolgreichsten Bands des Disco.

"Zulu Nation Throwdown" von Afrika Bambaataa

Hip-Hop

"Superappin'" von Grandmaster Flash

Mitte der 1970er Jahre entsteht im New Yorker Ghettoviertel Bronx der Hip-Hop aus Blockparties. Die wichtigste musikalische Technik ist das Sampling: Ein DJ loopt meist instrumentale Ausschnitte aus Funk- oder Discosongs, hängt diese kurzen Ausschnitte also immer wieder hintereinander. Darüber heizt der MC, Master of Ceremony, die Menge mit Sprüchen oder spontan gereimten Versen, Witzen und Geschichten an. Daraus entwickelt sich kurze Zeit später der Rap.

Hip-Hop ist allerdings weitaus mehr als Musik. Es geht dabei auch um Graffiti-Kunst und Breakdance. Aber auch soziale Themen spielen eine Rolle.

Neue Stile im Hip-Hop

"It's tricky" von Run-D.M.C.

Ab den 1980er Jahren entwickeln sich aus dem klassischen Old School Hip-Hop neue Stile: Im New School Hip-Hop geht es vermehrt um politisches Engagement. Die Rapper machen auf das von Armut, Kriminalität und Drogen geprägte Leben in den Ghettos aufmerksam und fordern Veränderung.

"Straight outta Compton" von N.W.A.

Im Gangsta-Rap findet der Hip-Hop eine wütende Stimme, die zum einen das Leben der afroamerikanischen Unterschicht kritisieren, zum anderen aber auch das Ghetto-Leben feiern.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch entfernt sich der Rap von den ursprünglichen Vorlagen der Funk- und Discosongs. Obwohl das Sampling nach wie vor eine wichtige Technik ist, werden die Beats und Tracks vermehrt elektronisch erzeugt.

Vor allem durch diese neuen Stile des Hip-Hop wird dieser international erfolgreich und erreicht neben dem Schwarzen auch das weiße Publikum.





"Out of time" von The Weeknd

"I didn't change my number" von Billie Eilish

Aktuelle Popmusik

In der aktuellen Popmusik, ganz egal ob von weißen oder Schwarzen Musiker:innen finden sich vielfache Elemente der afroamerikanischen Musik. Zum einen sind mittlerweile viele Schwarze Künstler:innen in den Charts vertreten, wie zum Beispiel Rihanna oder The Weeknd.

Aber auch in der Musik von weißen Musiker:innen, wie Billie Eilish, finden sich Spuren der afroamerikanischen Musik, zum Beispiel in Form von Elementen aus dem R&B, Soul oder Hip-Hop

Ist Urban Music rassistisch?

In den USA wird bereits seit mehreren Jahren über Urban Music diskutiert — mal mehr, mal weniger intensiv. Neu entflammt ist die Diskussion im Jahr 2020 nach einer Äußerung von Tyler, the Creator bei den Grammy Awards. Er gewann für sein Album „IGOR“ einen Grammy in der Kategorie „Best Rap Album“. Bei der anschließenden Pressekonferenz  sagte er ganz direkt: Schwarze Musiker:innen werden immer in die Kategorien „Rap“ oder „Urban“ gesteckt, ganz egal, welche Musik sie machen. Für ihn ist „urban“ deshalb eine rassistische Bezeichnung; eine politisch korrekte Form des N-Worts.

Definition Rassismus

Bevor es ins Detail geht: Eine grundlegende Definition von Rassismus.

Die Bundeszentrale für Politische Bildung schreibt dazu: „Durch Rassismus werden Menschen zum Beispiel wegen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer Haare, ihres Namens oder ihrer Sprache diskriminiert, ausgegrenzt und abgewertet.“

Das geschieht nicht immer bewusst, sondern teilweise auch unbewusst, weil wir rassistisch sozialisiert sind und diese Muster bewusst oder unbewusst von Klein auf lernen.

Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd im Jahr 2020 ist Rassismus nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland ein stark diskutiertes Thema. Durch Bewegungen, wie zum Beispiel „Black Lives Matter“ wurde mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität auf das Problem gelegt. Und das ist auch in der Musikwelt spürbar.

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Urban Music hat eine lange Geschichte. Nicht nur im musikalischen Sinn, sondern auch in der Begriffsherkunft (mehr dazu findest du in Kapitel 1). In der US-amerikanischen Musikindustrie war der Begriff bisher fest verwurzelt und löst sich erst jetzt durch die Rassismusvorwürfe. Aber ist die Bezeichnung „Urban Music“ wirklich rassistisch?

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Es gibt viele Perspektiven, die in der Diskussion um den Begriff "Urban Music"  eine Rolle spielen. Deshalb ist die Stimmung um die Diskussion sehr angespannt, nicht nur in den USA, sondern auch in der deutschen Schwarzen Community. Unterschiedliche Meinungen und Blickwinkel treffen aufeinander, wollen gehört und betrachtet werden. 

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Dem gegenüber stehen Musiker:innen, die die Diskussion um den Begriff „Urban Music“ sehr wichtig finden und die vor allem eine sehr klare Antwort auf die Frage haben, ob die Bezeichnung „Urban Music“ rassistisch ist.

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Wie geht die US-amerikanische Musikwelt mit der Kritik um?

In den USA reagieren die meisten Plattenlabel und Musikpreisverleihungen ähnlich: Sie streichen den Begriff „urban“ aus ihren Kategorien. Aber ist das der richtige Weg oder wird dadurch viel mehr ein Teil der afroamerikanischen Musikgeschichte ausgelöscht? 

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Die Musiker:innen sind sich einig: Der Begriff „Urban Music“ ist nicht mehr zeitgemäß und sollte daher gestrichen werden, so wie es in Amerika bereits geschieht. Aber wie sieht die Situation in Deutschland aus? Ist Urban Music überhaupt ein Thema, über das gesprochen wird? 

Schwarze Musik in Deutschland



Bisher findet die Diskussion um Urban Music vor allem in den USA statt. In Deutschland ist sie noch kaum angekommen. Ein Grund dafür ist möglicherweise, dass es im Vergleich zu den USA deutlich weniger bekannte Schwarze Musiker:innen gibt. Ist es deshalb überhaupt nötig, dass die Diskussion um Urban Music und Rassismus in der Musikwelt auch hier in Deutschland geführt wird? 

Die meisten Musiker:innen sind sich dabei einig: Ja, man muss auf jeden Fall auch in Deutschland über das Thema sprechen, aber man sollte nichts überstürzen.

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Es ist also klar: Auch in Deutschland muss über Urban Music und Schwarze Musik im Allgemeinen gesprochen werden. Denn auch wenn es mit zum Beispiel Joy Denalane, Adel Tawil oder Nura sehr erfolgreiche Schwarze Musiker:innen in Deutschland gibt, wird ihnen trotzdem vergleichsweise wenig Platz gegeben. Obwohl Schwarze Musik auch in der deutschen Musikwelt dazugehört.

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Aber trotzdem kommt es auch in der deutschen Musikwelt — abseits des Begriffs „urban“ — immer wieder zu Rassismus, mit dem Musiker:innen konfrontiert werden. 

Aber woran liegt das, wenn gerade Hip-Hop und R&B Genres sind, die wir ständig im Radio hören und mit denen wir auch hier in Deutschland täglich in Kontakt sind?

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In der Musikwelt geht es aber häufig auch um Marketing und die Frage, wie sich Musiker:innen und ihre Musik besser vermarkten lassen. Dabei spielen Stereotypen eine große Rolle. 

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Am wichtigsten ist, dass wir in Deutschland anfangen, uns mehr mit Rassismus in und aus der Musikwelt zu beschäftigen. Ganz egal, ob es dabei um Urban Music oder um Stereotype im Marketing geht.

Ob die Bezeichnung "Urban Music" rassistisch ist oder nicht, möchte ich als weiße Person, die nicht von Rassismus betroffen ist, sehr ungerne beantworten. Ich denke, dass sich jede:r von uns selbst mit dem Thema befassen und vor allem Schwarzen Menschen zuhören sollte. Deshalb habe ich in meiner Bachelorarbeit vor allem mit Schwarzen Musiker:innen gesprochen und nachgefragt: Wie siehst du diese Diskussion um Urban Music? Wie erlebst du Rassismus in und aus der Musikwelt?

Ich hoffe, dass sich durch die Inhalte, Antworten und Einblicke der Musiker:innen ein gutes Gesamtbild der Rassismusdiskussion um den Begriff "Urban Music" ergeben hat. Denn schlussendlich ist es jedem und jeder von uns selbst überlassen, ein Fazit zu ziehen und zu bewerten, ob der Begriff "urban" in der Musik rassistisch ist oder nicht.

Und ganz zum Schluss: Danke!

Betreuung: Prof. Michael Wende

Interviews: Demba Sanoh, Jörg Wachsmuth, Kenyatta Joyner, SpaceboiRich, J. Freezy, Sandrine Neye

Umfrage: Alina Klingel, Nicklas Combelles, Jimmy Röck, Sarah Becker, Thomas Voss, Tim Leidel

Kamera: Penelope Gatidis

Musik und Bilder: Pixabay



Natürlich auch ein großes Dankeschön an alle, die Korrektur gelesen, geschaut und gehört haben.



Diese Website ist im Rahmen der Bachelorarbeit "Urban Music - Genrebezeichnung oder Rassismus?" von Katharina Schlegel an der Hochschule für Musik Karlsruhe im Jahr 2022 entstanden.